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All posts for the month August, 2014

Ich habe dem FISAT mal eine Paar Frage geschrieben. Und auf die Antworten war ich sehr gespannt.

Hier sind sie nun. Viel Spass beim lesen.

 

An welchen Projekten arbeitet der FISAT aktuell?

Wie viele FISAT- Zertifizierte Höhenarbeiter (mit gültigen Zertifikat) gibt es aktuell? (Gesamt, Level 1, Level 2, Level 3)

Wie viele Mitglieder hat der FISAT und was ist der Vorteil einer Mitgliedschaft?

Wie hoch sind die aktuellen Mitgliedsbeiträge?

Wird es mal ein weiteres Level (z.B. Level 3 + Offshore) geben? Oder eine Zusatzausbildung für den Level 3.

Wird es einen Globalen Zusammenschluss der Rope Access Verbände, unter einen Dachverband geben?

Kann man sein FISAT Zertifikat in einen anderen Verband überschreiben lassen?

Wie steht der FISAT zu dem Lohndumping in der Industriekletterer-Branche?

Gibt es Bedenken über die EU-Osterweiterung?

Was sagt der FISAT zu Kletterern die ohne Zertifikat arbeiten?

Wie wird man FISAT-Zertifizierer?

Was werden die Themen auf dem kommenden Technikseminar sein?

 

Vielen Dank  an Herrn Drangeid und Herrn Klampfl für das beantworten meiner Fragen.

Die Beantwortung des Fragenkatalogs erfolgte im August 2014 durch den
Leiter der Geschäftsstelle des FISAT, Sven Drangeid (SD) und dem Referenten
für Sicherheit und Ausbildung im FISAT, Roland Klampfl (RK). Die einzelnen
Antworten und Passagen sind durch die jeweiligen Kürzel gekennzeichnet und
spiegeln vor Allem bei ausführlichen Erläuterungen die persönliche Meinung
des jeweiligen Verfassers wieder.
Der Fragen- / Antwortkatalog darf nur im Gesamten und ohne Kürzung
jedweder Passagen oder in Form von aus dem Kontext gerissenen Zitaten
genutzt und veröffentlicht werden.

Der Industriekletterer: An welchen Projekten arbeitet der FISAT aktuell?

RK:
Derzeit sind unterschiedliche Arbeitsgruppen aktiv, die sich unter anderem mit
folgenden Projekten beschäftigen:
Mitarbeit an Standardisierungsprozessen für die ISO Standards „Personal equipment
for protection against falls — Rope Access Systems — Part 2: Code of Practice“
Ausarbeitung einer unbestimmten Zahl von Prüfungsfragen über theoretische Inhalte
der Zertifizierungsbögen mit dem Ziel diese bis Ende des Jahres zu veröffentlichen.
Ausarbeitung und Erstellung eines Handbuches mit Empfehlungen zu praktischen
Inhalten und Techniken für Ausbildungsbetriebe, Anwender und Zertifizierer zur
Schaffung endgültiger Gleichstellung und Rechtssicherheit bei der Nutzung von SZP
und für Zertifizierungen.
Arbeitsgruppe „Höhenrettung“ zur Schaffung eines einheitlichen Standards in der
„gewerblichen und industriellen Höhenrettung“ unter Beachtung der Empfehlungen
der AGBF für SRHT aus dem „Leonardo – Projekt von 2007“
Mitarbeit im Arbeitskreis der DGUV / BG Bau für „seilunterstützte Zugangs- und
Positionierungstechniken“ zur Ausarbeitung einer Berufsgenossenschaftlichen
Information zur Konkretisierung der TRBS 2121 – 3 in Anwendung, Ausbildung und
Zertifizierung von Anwendern in der SZP
Mitarbeit im Arbeitskreis „PSA gegen Absturz“ der DGUV
SD:
Auf internationaler Ebene befassen wir uns momentan intensiv mit der Festigung der
Beziehungen und dem Ausbau des „European Committee for Rope Access“ (ECRA),
einem Zusammenschluss der Verbände Frankreichs, Spaniens, Norwegens und
Deutschlands mit der Intention das Zugangsverfahren europaweit voran zu treiben
und den länder- und verbandsübergreifenden Austausch anzuregen, bzw. zu fördern.
Weitere Informationen sind auf der Website www.ecra.biz zu finden.
Die Mitarbeit am Europäischen Lifelong Learning Project „EUROPEAN
PROFESSIONAL CERTIFICATE FOR ROPE ACCESS“ im Rahmen des „Leonardo
da Vinci Programms“ (Projektnummer: N°2013-4329/539262 LLP-1-2013-1-FRLEONARDO)
ist inhaltlich und sprachlich eine weitere Herausforderung der wir uns
seit Anfang des Jahres stellen.

Der Industriekletterer: Wie viele FISAT- Zertifizierte Höhenarbeiter (mit gültigen Zertifikat) gibt es aktuell? (Gesamt, Level 1, Level 2, Level 3)

SD:
Momentan haben wir 2865 zertifizierte Anwender (Level 1 1083, Level 2 1226 und
Level 3 556).

 

Der Industriekletterer: Wie viele Mitglieder hat der FISAT und was ist der Vorteil
einer Mitgliedschaft?

SD:
Derzeit sind 102 Mitgliedsbetriebe im FISAT organisiert.
RK:
Der Vorteil einer Mitgliedschaft liegt offensichtlich auf der Hand und begründet sich
vorwiegend in der Stärkung der Gemeinschaft, die sich mit dem gleichen
Arbeitsmittel auseinandersetzt.
Jeder Anwender sollte sich bewusst sein, dass es heute nicht selbstverständlich ist,
dass mit Seilzugangs- und Positionierungstechniken gearbeitet werden kann. Erst
der Zusammenschluss und die intensiven Bemühungen der Gründungsmitglieder seit
1995 haben in der BRD einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, dass wir heute
über ein anerkanntes Arbeitsmittel verfügen. Nur durch die Einführung und den
Erhalt eines hohen Sicherheitsaspektes bei der Anwendung von SZP über viele
Jahre hinweg, konnten die gesetzlichen Unfallversicherungsträger davon überzeugt
werden, dass die Seilzugangstechnik – bei Einhaltung bestimmter Regularien – ein
sicheres Arbeitsmittel darstellt und gleich zu setzen ist mit der Nutzung einer Leiter
oder der Verwendung eines Gerüstes.
Die Interessensgemeinschaft im FISAT ist auf seine Mitglieder angewiesen um zur
Durchsetzung der gemeinschaftlichen Interessen auf die ehrenamtlich eingebrachten
äußerst wichtigen Fachkenntnisse einerseits zurückgreifen zu können und
andererseits die finanzielle Unterstützung der Interessenvertretung zu erfahren.
Bei der Mitgliedschaft in einem Fach- und Interessenverband steht nicht die Frage
„Was tut der Verband im Einzelnen für mich?“ im Vordergrund, sondern „Wie kann
ich, als Einzelner, durch den Zusammenschluss mit Gleichgesinnten, unsere
gemeinsamen Ziele besser erreichen?“
Fast tägliche Fachgespräche mit Aufsichtspersonen der Berufsgenossenschaften
und der Staatlichen Ämter für Arbeitsschutz und die dabei notwendige
Überzeugungskraft lassen uns erkennen, dass die Seilzugangstechnik noch lange
nicht da angekommen ist, wo sie eigentlich angesiedelt sein müsste.
SD:
Es besteht in der Öffentlichkeit, der Industrie und leider auch bei vielen Behörden
nach wie vor ein hohes Maß an Un- und Halbwissen, welches im Zweifelsfall dazu
führt, dass Aufträge vergeben werden, ohne dass das oftmals effizientere
Zugangsverfahren berücksichtigt wird. Oder viel schlimmer noch, dass Aufträge ohne
die Prüfung von Qualifikationen, Unterlagen, Zugangs- und Rettungskonzepten
einfach an den günstigsten Anbieter vergeben werden.

Der Industriekletterer: Wie hoch sind die aktuellen Mitgliedsbeiträge?

SD:
Hierzu, der Auszug aus der Gebührenordnung 2014:
Aufnahmegebühr 25 €
Jahresbeitrag aktive Vollmitglieder 300 € (für den Verband aktiv Tätige, z.B.
Zertifizierer, Referenten, bestellte Aufgabenträger)
Jahresbeitrag inaktive Vollmitglieder 500 €
Besondere Mitglieder nach Vorstandsbeschluss
Fördermitglieder mindestens 100 € (Einzelunternehmer und Privatpersonen mit
Beisitz-, jedoch ohne Stimmrecht in der Mitgliederversammlung)

Der Industriekletterer: Wird es mal ein weiteres Level (z.B. Level 3 + Offshore)
geben? Oder eine Zusatzausbildung für den Level 3.

RK:
Derzeit beschäftigt sich niemand mit der Einführung eines weiteren Levels. Wozu
auch?
Wie bereits in der Antwort zu Frage 1 dargestellt, ist die AG „Höhenrettung“ im FISAT
im Hintergrund tätig und ermittelt den Bedarf und die Möglichkeiten für eine
Zertifizierung in gewerblicher und industrieller Höhenrettung. Vielleicht entwickelt sich
daraus in nächster Zukunft eine Zusatzqualifikation in der SZP. Allerdings würden
derartige Einführungen erst durch die Mitgliedsversammlung des FISAT beschlossen
werden.
SD:
In Gesprächen und Diskussionen mit Vertretern der DGUV wurde der Wunsch nach
einer Zusatzqualifikation im „Baustellenmanagement“ für Aufsichtführende
Höhenarbeiter geäußert. Hierzu gibt es bereits ein Schulungskonzept mehrerer
Berufsgenossenschaften und es könnte gut sein, dass dies für die jeweiligen
Versicherten zukünftig gefordert wird. Als Zertifizierungsstelle, die in die Entstehung
des Seminares einbezogen wurde, werden wir diese Zusatzqualifikation – sofern
vorhanden – auf unseren Zertifikaten ausweisen. Die Qualifikation des
Aufsichtführenden Level 3ers erfährt damit eine Aufwertung durch eine externe
Stelle. Wir müssen jedoch abwarten, bis die BGI/GUV-I veröffentlicht wird und die
ersten Kurse durch die einzelnen Berufsgenossenschaften angeboten werden.
RK:
Für manche Beschäftigungsgebiete mit Anwendung von SZP die mit höheren
Gefährdungen für die Anwender behaftet sind (z.B. Offshore – Einsätze), sollten die
Anwender eine gezieltere Schulung und Qualifizierung erhalten, jedoch müsste diese
Forderung auch von Seiten der betroffenen Anwender und Auftraggeber angeregt
und an den Fachverband herangetragen werden.
SD:
Hier wird die Nachfrage über ein mögliches Angebot entscheiden.
Das angestrebte Ergebnis des bereits erwähnten Leonardo Forschungsprojektes
geht ebenfalls in die Richtung weiterführende Qualifikation. Die Projektpartner
erarbeiten derzeit Prüfungsvoraussetzungen und -inhalte und in letzter Konsequenz
einen Abschluss, welcher eine mögliche und nachweisbare Zusatzqualifikation auf
europäischer Ebene darstellen wird. Es handelt sich hierbei ganz eindeutig um eine
Kann-Regelung, nationale Systeme und Strukturen bleiben mit ihren jeweiligen
Regelwerken bestehen.
Wichtiger als weitere Zertifikate oder Qualifikationen ist aber, dass jeder Einzelne
seine Möglichkeiten realistisch einstuft und von Unternehmen vor Auftragsvergabe
die Erfahrung in dem jeweiligen Einsatzumfeld abgefragt wird. Solange der
Höhenarbeiter ohne Fokus auf berufliche Qualifikation oder Erfahrung nur auf die
Möglichkeit des Zuganges reduziert wird, wird sich hier so schnell wahrscheinlich
nichts ändern.

Der Industriekletterer: Wird es einen Globalen Zusammenschluss der Rope
Access Verbände, unter einen Dachverband geben?

RK:
Derzeit ist ein derartiger Zusammenschluss für die Organe des Verbandes sehr
schwer vorstellbar. Wobei der FISAT sich definitiv nicht gegen eine Globalisierung in
der SZP erheben wird. Ganz im Gegenteil, durch die Mitbegründung und
Mitgliedschaft im „ECRA“ hat der FISAT bereits bewiesen, dass der Verband offen ist
für eine, zumindest Europäische, Zusammenarbeit mit anderen Verbänden.
Jedoch darf nicht unterschätzt werden, dass trotz Europäischer Normen die
Grundlagenstruktur für die Anwendung von SZP sehr stark national geprägt und
abhängig ist. Die Zusammenarbeit mit den Verbänden SOFT, DPMC und ANETVA
hat gezeigt, dass eine funktionierende gemeinsame Diskussion sehr stark vom
europäischen Gedanken der Führungsmitglieder abhängig ist. Wünschenswert wäre
durchaus, wenn sich auch noch andere Verbände zu einer gemeinsamen Zukunft
entschließen würden.

Der Industriekletterer: Kann man sein FISAT Zertifikat in einen anderen
Verband überschreiben lassen?

SD:
Derzeit ein schwieriges Unterfangen – eine „einfache“ Umschreibung von Zertifikaten
ist von keinem Verband vorgesehen.
Innerhalb des „ECRA“ ist eine gegenseitige Anerkennung in Form eines möglichen
Direkteinstieges (auf schriftlichen Antrag beim jeweiligen Verband) in ein anderes
System gegeben, die Umschreibung des Zertifikates von einem Verband zum
anderen ist keine Option. Jeder Verband attestiert mit der Ausgabe eines Zertifikates
das Vorhandensein von bestimmten Kenntnissen und Fähigkeiten am Tag der
Prüfung. Die jeweiligen Inhalte sind in den verbandsspezifischen Regeln und
Prüfungsordnungen festgelegt und können nicht zwangsläufig durch das
Vorhandensein einer Qualifikation eines Partnerverbandes vorausgesetzt werden.
Selbst der beste Wille dazu scheitert an den unterschiedlichen Ausbildungsinhalten
und Strukturen. Im Zuge langer Gespräche und dem gegenseitigen Vergleich von
Inhalten und Zertifizierungen konnte als kleinster gemeinsamer Nenner erst der
Vergleich des „Aufsichtsführenden“ also Level 3, generiert werden.

Der Industriekletterer: Wie steht der FISAT zu dem Lohndumping in der
Industriekletterer-Branche?

RK:
Wir leben in der Bundesrepublik und praktizieren hier das Wirtschaftssystem der
„freien Marktwirtschaft“. Am Markt bestimmen somit Angebot und Nachfrage den
Preis für ein bestimmtes Produkt, in unserem Fall – Lohnleistung für SZP. Wir wissen
aus diversen Gesprächen und Diskussionen, dass in unterschiedlichen Regionen in
Deutschland auch ein unterschiedliches Preis- und Lohnniveau existiert. So lassen
sich z. B. im Großraum Berlin geringere Preise und Löhne erwirtschaften als in
anderen Regionen Deutschlands. Dies ist durchaus der hohen Dichte an
niedergelassenen Höhenarbeitern geschuldet. Ebenso hat sich ein unterschiedliches
Niveau bei den eingesetzten Levels an Höhenarbeitern gebildet.
Meist wird das öffentlich bekannte Lohnniveau von Kleinbetrieben und
Einzelunternehmern in unserer Branche geprägt, die anfänglich als Subunternehmer
tätig waren oder sind und dann teilweise etablierten Firmen durch Unterbieten von
Preisen angestammte Kunden abwerben. Die Auftragnehmer werden sich generell
am niedrigsten Preis zuerst einmal orientieren, selbst wenn später Minderleistungen
erbracht werden und für teures Geld nachgearbeitet werden muss. Dies stellt
heutzutage nicht nur in der Branche der Anwender von SZP den Alltag dar, sondern
zieht sich quer durch alle Bauhaupt- und nebengewerke.
Andererseits hängen viele Lohnsituationen von der generellen Auftragssituation ab.
Soll heißen, teilweise fordern unterschiedliche Unternehmen am Markt ausschließlich
das persönliche Erscheinen des Höhenarbeiters mit seinem eigenen Gurt, ohne
jegliches Material, stellen dem Leistungserbringer jegliches Verbrauchsmaterial und
legen auch keinen Wert auf eine eigene Haftpflichtversicherung des
Leistungserbringers, da die Subunternehmerleistungen in der eigenen Versicherung
abgedeckt sind. Dass bei derartigen Vertragsgestaltungen auch immer wieder
„unterste Lohnstrukturen“ auftauchen, kann nicht verwundern, denn insbesondere
der gut ausgerüstete und auf jede Art von anfallenden Arbeiten vorbereitete
Anwender ist ein seltenes Gut geworden! Das empfundene „Lohndumping“ jedoch ist
sehr stark aus den eigenen Reihen veranlasst.
Bitte lassen Sie uns nicht vergessen, dass die Qualifikation für die Anwendung von
SZP vor Allem eine Zusatzqualifikation für Handwerker darstellt und erst nach
Erreichen des Arbeitsplatzes mittels SZP die eigentliche Arbeit beginnt. Selbst bei
unterschiedlichen Handwerksleistungen gibt es ein unterschiedliches Lohnniveau.
Darüber hinaus sind die Ziele und der Zweck des FISAT in seiner Satzung verankert,
die sich bewusst nicht einer Lohnregulierenden Aufgabe innerhalb der von ihm
zertifizierten Anwender beschäftigt, sondern sich ausschließlich auf seine
Verbandszwecke im Sinne seiner Mitglieder konzentriert.

 

Der Industriekletterer: Gibt es Bedenken über die EU-Osterweiterung?

RK:
Wir befinden uns in einer globalen Wirtschaftszone welche vom Gedanken eines
freien Europa geprägt ist, da kann man die EU – Osterweiterung gut finden oder
nicht. Welche Bedenken soll es in welcher Hinsicht geben?
Wenn die Bedenken Lohnpolitisch abzielen, ist zweifelsfrei festzustellen dass ein
Großteil von handwerklich gut ausgebildeten und arbeitswilligen Kräften bereits in
diversen anderen Baubereichen ins Land kamen und sehr schnell begriffen haben,
dass sie sich durchaus an deutschen Lohnniveau orientieren können.
Sollten die Bedenken jedoch Sicherheitstechnisch motiviert sein, muss man die
Situation differenziert betrachten. Die persönliche Erfahrung aus der
sicherheitstechnischen Betreuung diverser Bauvorhaben als Sicherheits- und
Gesundheitsschutz-koordinator mit Beteiligung Osteuropäischer Arbeitskräfte zeigt,
dass hier ein sehr ausgeprägtes Sicherheitsdenken vorhanden ist und insbesondere
in unserer Branche nach anfänglichen Verstößen gegen geltende Richtlinien sehr
schnell ein großes Verständnis für geltendes Recht an den Tag gelegt wird und
entgegen z. B. deutschen Anwendern, keinerlei Diskussionen geführt werden,
sondern sich alle nach erster Aufforderung an entsprechende Vorgaben halten.
Bei kleineren Auftragssituationen jedoch herrschen durchaus Bedenken ob die
Richtlinien freiwillig eingehalten werden.

Der Industriekletterer: Was sagt der FISAT zu Kletterern die ohne Zertifikat
arbeiten?

RK:
Wir sind uns durchaus bewusst, dass es Anwender in der Branche gibt, die ohne
gültige Zertifizierung durch einen Verband arbeiten, allerdings ist uns keiner
namentlich bekannt. Jedoch führen insbesondere unsere Ausbildungsbetriebe und
auch die Zertifizierer immer wieder Gespräche mit Personen die sich nach teilweise
jahrelanger Tätigkeit im Seil dazu entschließen letztlich doch noch ein
Zertifizierungsverfahren zu durchlaufen.
Tatsache ist – nach geltender Rechtsprechung (gem. BetrSichV und TRBS 2121 – 3)
verstoßen Personen ohne entsprechende Ausbildung gegen geltendes Recht und
schaden in gewissem Sinne dem Ansehen der gesamten Branche.
Der FISAT e.V. als Fach- und Interessenverband hat keinerlei rechtliche Handhabe
als im Zusammenwirken mit Staatlichen Ämtern und den gesetzlichen
Unfallversicherungsträgern ein derartiges Vorgehen zu unterbinden.
SD:
Die Qualifikation mit dem Ausweis eines anerkannten Zertifizierungssystems
nachzuweisen ist sowohl für Anwender also auch für Unternehmer mit Sicherheit die
einfachste Methode. In diesem Fall kann sich der Nachweispflichtige auf ein
bewährtes Regelwerk berufen und damit die Vermutungswirkung geltend machen.
Jeder der sich selbst eine Ausbildung nach TRBS 2121-3 bescheinigt wird im
Ernstfall nachweisen müssen wie und wo ausgebildet wurde und über welche
Kompetenz Ausbilder und Aussteller der Bescheinigung verfügen.
Mit der jährlichen Wiederholungsunterweisung wird der FISAT e.V. darüber hinaus
den Forderungen des §12 ArbSchG, §9 BetrSichV und §4 GUV-V A1 nach einer
regelmäßigen Unterweisung gerecht.

Der Industriekletterer: Wie wird man FISAT-Zertifizierer?

RK:
Seit 2008 hat das Referat für „Sicherheit und Ausbildung“ im FISAT ein bestimmtes
Auswahlprocedere festgelegt um dafür qualifizierte Personen dem Vorstand als
Zertifizierer vorzuschlagen und durch den Vorstand bestellen zu lassen. Im Übrigen
wird jeder Zertifizierer immer jeweils für ein Jahr durch den Vorstand berufen.
Der Bedarf an Zertifizierern wird durch das Referat Sicherheit und Ausbildung jährlich
an Hand der Prüfungen des Vorjahres ermittelt und unter Berücksichtigung sonstiger
Aufgaben und Arbeitskreise festgelegt. Werden neue Zertifizierer benötigt erfolgt auf
der Internetseite des FISAT ein Aufruf zur Bewerbung als Zertifizierer.
Bewerben kann sich, wer folgende Voraussetzung erfüllt: Mind. 3 Jahre Inhaber
eines gültigen Level 3 Zertifikates; ein eintragsfreies polizeiliches Führungszeugnis,
die üblichen sonstigen Forderungen für Höhenarbeiter (Körperliche Eignung und
Erste Hilfe–Nachweis), Vorlage eines Lebenslaufes und möglichst Erfahrung in der
Ausbildung, bzw. erwachsenengerechten Unterrichtung. Bei besonderer persönlicher
Eignung kann vom Vorliegen bestimmter einzelner Voraussetzungen abgewichen
werden.
Im Anschluss daran findet durch die Referenten eine Vorauswahl statt und in Frage
kommende Bewerber werden zu einem Vorstellungsgespräch mit mindestens einem
Vorstandsmitglied, dem Referatsleiter und mindestens 2 weiteren Referenten,
eingeladen. Bei dieser Einladung erfolgt auch eine schriftliche theoretische
Überprüfung des Fachwissens sowie ein Praktischer Nachweis der Fähigkeiten in
einem Seilparcours.
Nach diesem Auswahltag erfolgt nach erfolgreicher Leistung die Einladung zu einem
mehrtägigen Ausbildungsteil um die künftigen Zertifizierer auf ihre Aufgabe
vorzubereiten.
Im Anschluss daran begleiten die Anwärter verschiedene bereits berufene
Zertifizierer bei insgesamt 6 Zertifizierungen (je 2 jeden Levels), wobei sie hier immer
umfangreichere Teile an Zertifizierungen übernehmen, bis letztendlich die letzte
Zertifizierung unter Aufsicht in eigener Regie durchgeführt wird. Während der
Ausbildungszeit hat jeder Anwärter einen Mentor zur Seite der die Bewertung des
Anwärters vornimmt und nach der letzten Zertifizierung den Anwärter gegenüber dem
Referatsleiter beurteilt. Bei ungenügender Leistung kann die Anwärterschaft
unterbrochen werden.
Vor der Berufung der Zertifizierer für das kommende Jahr werden die möglichen
Kandidaten dem Vorstand zur Berufung empfohlen.
Ein Recht auf die Ernennung zum Zertifizierer besteht zu keinem Zeitpunkt.

Der Industriekletterer: Was werden die Themen auf dem kommenden
Technikseminar sein?

RK:
Das Schwerpunktthema des 7. FISAT – Technikseminars am 24. / 25. Oktober 2014
ist festgelegt auf Anschlagpunkte und –techniken. Weitere Themen sind
Informationen zu unternehmerischen Rahmenbedingungen und Risiken sowie die
weitere Entwicklung von SZP. Natürlich wird es auch wieder Ausbilder- und
Materialworkshops geben.
Es ist uns auch dieses Jahr gelungen hochkarätige Dozenten zu gewinnen. Ein
ansprechendes Abendprogramm am 24.10.2014 wird dieses Ereignis abrunden.